Stuttgarter Zeitung 03.11.10: Kein Spektakel um des Spektals willen

Stuttgarter Zeitung 03.11.10: Kein Spektakel um des Spektals willen

Zum Abschluss der diesjährigen Expo haben die Veranstalter der Weltausstellung den deutschen Pavillon der Agentur Milla & Partner mit dem ersten Preis gekürt. Rund vier Millionen Besucher haben den deutschen Pavillon "Balancity" in Shanghai gesehen.

Ein Interview mit Johannes Milla

Herr Milla, wie fühlt sich das an, wenn die Welt ein so großes Lob erteilt?
Wir freuen uns sehr. Auf den riesigen Publikumsandrang folgt nun die höchste Ehrung durch eine internationale Jury. Da die Ausstellung fast ausschließlich in Stuttgart entstand, gilt der Preis auch dem Kreativstandort Stuttgart. Und: Bei der Konzeption haben wir konsequent unsere gestalterischen Prinzipien umgesetzt. Wenn das belohnt wird, ist das ein sehr schönes Gefühl.

Wie sehen diese Prinzipien aus?
Auch bei einer Expo ist inhaltliche Tiefe möglich und wird vom Publikum goutiert: Respekt vor dem Publikum, kein erhobener Zeigefinger. Kein Spektakel um des Spektakels willen, sondern immer inhaltliche und gestalterische Substanz. Auch die riesige Kugel, die die Besucher gemeinsam zum Pendeln bringen konnten, ist zwar eine Attraktion, aber sie sollte den Menschen verdeutlichen, dass sie als Gemeinschaft etwas bewirken können.

Bedeutet diese Auszeichnung den internationalen Durchbruch für Milla & Partner?
Nein, es gibt uns seit 22 Jahren und wir sind seit 17 Jahren international aktiv. Seit eineinhalb Jahren werden wir aber fast ausschließlich mit diesem Projekt in Verbindung gebracht. Das erschreckt mich ein wenig: Dieser deutsche Pavillon ist zwar ein wunderbares Extra zu unserer täglichen Arbeit. In der meisten Zeit beschäftigen wir uns allerdings mit normalen und mittleren Projekten und machen ganz bodenständig unsere Arbeit:

Sie stehen mit Ihrem Entwurf für das Denkmal zur Deutschen Einheit in der Endrunde. Erhöht der Preis Ihre Chancen?
Nein, das ist ein ganz anderer Auslober und Auftraggeber. Und zudem ein anderer Kontext. Bei unserem Denkmalentwurf machen wir deutlich, dass Demokratie kein statischer Prozess ist, sondern dass dafür etwas getan werden muss.

Das Interview führte Anja Treiber

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